Hoffnung auf Impfstoff für große Teile der Bevölkerung Anfang nächsten Jahres/Anhörung in den zuständigen Ausschüssen

Das Europäische Parlament will komplette Grenzschließungen und vor allem Ausgangssperren vermeiden. Dies geht aus einer Resolution hervor, die das Parlament in der vergangenen Woche mit großer Mehrheit angenommen hat. Nach Auskunft des gesundheitspolitischen Sprechers der größten Fraktion im Europäischen Parlament (EVP-Christdemokraten), Dr. med. Peter Liese, war in einem der ursprünglichen Resolutionsentwürfe auch das Thema Ausgangssperre als Option für die Mitgliedsstaaten enthalten. Auf Drängen von Liese wurde dieses Wort jedoch entfernt.

„Wir machen uns große Sorgen über die dramatisch steigenden Infektionszahlen in vielen EU-Ländern, z.B. Frankreich und Spanien. Ich bin auch davon überzeugt, dass wir ohne zusätzliche Maßnahmen eine starke Ausbreitung des Virus in Deutschland in den nächsten Wochen nicht vermeiden können. Wir müssen dringend strengere Regeln bei Veranstaltungen in geschlossenen Räumen haben. Das Virus verbreitet sich in geschlossenen Räumen 18-mal mehr als im Freien. Ich kann nicht erkennen, dass die Regeln für geschlossene Räumen 18-mal strenger sind und deshalb mache ich mir große Sorgen. Eine Ausgangssperre ist aber genau aus dem Grund kontraproduktiv. Allein dadurch, dass man ins Freie geht, besteht kein Risiko. Natürlich muss man auch im Freien versuchen., Menschenansammlungen zu vermeiden. Das lässt sich mit einem Kontaktverbot aber ausreichend regeln. Eine Ausgangssperre ist mit vielen gesundheitlichen Problemen verbunden. Bewegung an der frischen Luft stärkt das Immunsystem und psychische Krankheiten könnten gerade in den Herbst- und Wintermonaten steigen, wenn die Menschen das Haus nicht verlassen“, so Liese. Die Abgeordneten fordern darüber hinaus komplette Grenzschließungen wie im März, wenn immer möglich, zu vermeiden.

Am Dienstag findet im EP eine Anhörung der Ausschüsse für Gesundheit und Forschung (ENVI und ITRE) mit vielen Experten zum Thema Impfstoffe statt. Wissenschaftler, Europäische Arzneimittelagentur, Ärzte ohne Grenzen und Industrievertreter diskutieren mit den Abgeordneten den Stand der Impfstoffforschung. „Wir haben in den letzten Monaten alles getan, damit ein Impfstoff in Europa so schnell wie möglich zur Verfügung steht. Die Projekte werden finanziell z.B. durch das Europäische Forschungsrahmenprogramm unterstützt, die Zulassungsverfahren wurden ohne Abstriche bei der Sicherheit beschleunigt und die EU geht finanziell in Vorleistung, damit der Impfstoff auch wirklich schnell hergestellt werden kann. Daher gehe ich davon aus, dass wir bereits Ende des Jahres eine Zulassung von ein oder mehreren Impfstoffen bekommen und im Laufe des ersten Quartales 2021 ausreihend Menschen geimpft werden. Schritt für Schritt können wir dann im Frühjahr das öffentliche Leben normalisieren. Bis dahin müssen wir allerdings sehr wachsam sein, vor allen Dingen bei Menschenansammlungen im geschossenen Raum", so Liese.