Virus in vielen Ländern Europas außer Kontrolle / Wenn die Länder der Bundeskanzlerin nicht folgen, wird es in Deutschland ähnlich schlimm wie in Spanien und Italien im Frühjahr


Sehr besorgt zeigte sich der gesundheitspolitische Sprecher der größten Fraktion im Europäischen Parlament (EVP-Christdemokraten) Dr. med. Peter Liese über den Anstieg der Coronatoten in Deutschland. „In den letzten Wochen haben wir sehr viel über Infektionszahlen gesprochen und viele haben die steigenden Infektionszahlen verharmlost, weil es ja hieß, dass wenige Menschen sterben. Seit heute wissen wir, dass sich das ändert. Mit 85 haben wir mit Abstand die höchste Zahl der Toten seit Mai erreicht und das lässt nichts Gutes ahnen, denn die Todeszahlen steigen immer mit einem Abstand von zwei bis drei Wochen zu den steigenden Infektionszahlen. Dies haben wir sowohl in Deutschland als auch im europäischen Ausland gesehen. Wenn die Ministerpräsidenten den Vorschlägen der Bundeskanzlerin heute nicht folgen, wird Deutschland endgültig seine bisherige Stellung als Land verlieren, das die Coronakrise relativ gut bewältigt hat.

Es ist überhaupt nicht auszuschließen, dass es in Deutschland in wenigen Wochen pro 100.000 Einwohner so viele Todesfälle gibt wie in Spanien und Italien im Frühjahr. Wir sehen in anderen europäischen Ländern, zum Beispiel in Belgien und Tschechien, dass das Virus völlig außer Kontrolle geraten- und dass das medizinische System schon überlastet ist. Wir Deutschen sollten nicht so hochmütig sein zu glauben, dass uns das nicht passieren kann. Wir haben zwar viele freie Intensivbetten, aber es fehlt an qualifizierten Pflegekräften. Deswegen muss jetzt dringend gehandelt werden. Wir müssen den Monat November nutzen, um in eine Situation zu kommen, wo man das Infektionsgeschehen wieder nachverfolgen kann. Dann werden wir, zumindest unter Einschränkungen, ein schönes Weihnachtsfest haben und im Frühjahr, wenn dann nach meiner Einschätzung der Impfstoff verfügbar ist, nicht so viel zu bereuen haben,“ so Liese.