AstraZeneca wird Daten für Ältere nachliefern / Dann kann die Impfstrategie vermutlich wie geplant umgesetzt werden / Vertrag mit Novavax kurz vor Unterschrift / Kritik an der Ständigen Impfkommission von einzelnen Experten unangebracht

„In der Europäischen Union sind neben den Impfstoffen von BioNTech/Pfizer, Moderna und AstraZeneca im Frühjahr voraussichtlich zwei weitere Impfstoffe verfügbar. Gestern wurden sehr vielversprechende Daten von der Firma Novavax veröffentlicht: Der Impfstoff wirkt zu fast 90% und da die Studien in Großbritannien durchgeführt wurden, kann man zumindest annehmen, dass er auch gegen die neue britische Variante wirkt.

Die Europäische Kommission verhandelt seit Monaten mit der Firma über Lieferungen und steht kurz vor dem Vertragsabschluss, sodass der Impfstoff dann auch in der EU zur Verfügung stehen würde. Außerdem hat die Firma Johnson & Johnson angekündigt, in den nächsten Tagen die Ergebnisse ihrer klinischen Prüfung zu veröffentlichen. Die Daten aus der Phase 1 und 2 sind sehr überzeugend und der Impfstoff basiert auf dem gleichen Prinzip, wie der von AstraZeneca. Deswegen ist anzunehmen, dass er eine gute Wirkung hat. Dieser Impfstoff hat den großen Vorteil, dass er nur einmal geimpft werden muss, um eine ausreichende Wirkung zu erzielen. Die Europäische Union hat 200 Millionen Impfstoffdosen bestellt und eine Option auf weitere 200 Millionen. Der Impfstoff wird vor allem in Leiden in den Niederlanden und in Belgien hergestellt, sodass der bestehende Exportbann in den USA voraussichtlich keine Auswirkung auf die Auslieferung in der Europäischen Union hat,“ dies teilte der gesundheitspolitische Sprecher der größten Fraktion im Europäischen Parlament (EVP-Christdemokraten), Dr. Peter Liese mit.

„Gerade angesichts der Schwierigkeiten um AstraZeneca ist es sehr wichtig, dass wir im Frühjahr zwei weitere Impfstoffe zur Verfügung haben. Es zeigt sich, dass es richtig war, auf möglichst viele Technologien und Impfstoffe zu setzen. Ich kann jeden verstehen, der frustriert ist, dass er nicht schneller einen Impftermin bekommt, aber wenn wir uns vor Augen führen, dass es im Oktober noch keinerlei Informationen darüber gab, dass es überhaupt einen Impfstoff gibt und wir bald fünf haben, dann ist das unterm Strich auch einen gute Nachricht.“

Liese zeigte Verständnis für die sich abzeichnende Entscheidung der Ständigen Impfkommission und mahnte alle Kritiker sich zurückzuhalten: „Ich kann zwar verstehen, dass man auch zu einem anderen Ergebnis kommen könnte, aber wenn sich Einzelne - sogar aus der Regierungskoalition - jetzt gegen diese Empfehlung stellen, schafft das kein Vertrauen. Professor Karl Lauterbach weiß viel, aber er sollte endlich aufhören, den Eindruck zu erwecken, er wisse mehr als alle anderen Experten zusammen. Wenn die Ständige Impfkommission sagt, der Impfstoff von AstraZeneca soll vorläufig nur für unter 65-Jährige angewandt werden, weil die Daten für über 65-Jährige nicht ausreichen, dann finde ich es schon unanständig, wenn ein Bundestagsabgeordneter, der der Regierungskoalition angehört, diese Entscheidung als falsch bezeichnet. Ich gehe davon aus, dass AstraZeneca in wenigen Wochen qualitativ hochwertige Daten auch für ältere Menschen zur Verfügung stellt und deswegen handelt es sich hier nur um ein kurzfristiges Problem. In der ersten Priorität sind ja nicht nur Menschen über 80, sondern vor allem auch medizinisches Personal. Deshalb ist es durchaus möglich, die Impfstrategie so wie geplant durchzuführen. Medizinisches Personal kann mit dem Impfstoff von AstraZeneca geimpft werden und ich betone nochmal, dass ich persönlich, wenn ich an der Reihe bin und mir der Impfstoff von AstraZeneca angeboten wird, keine Sekunde zögern würde, ihn mir verabreichen zu lassen,“ erklärte Liese.