Impfkampagne nimmt weiter Fahrt auf


„Es ist erfreulich, dass ein weiterer Impfstoff in Europa zur Verfügung steht.“. Diese erklärte der gesundheitspolitische Sprecher der größten Fraktion im Europäischen Parlament (EVP-Christdemokraten), Dr. med. Peter Liese nach dem die Europäische Arzneimittelagentur (EMA) heute eine positive Risikobewertung für den Impfstoff von Johnson & Johnson abgegeben hat. Der Impfstoff wurde bereits im März durch die EMA für Europa zugelassen und sollte letzte Woche durch ausgeliefert werden. Nach Meldungen von möglichen schwerer Nebenwirkungen wurde die Auslieferung Europa jedoch gestoppt. Zuvor hatten US-Gesundheitsbehörden einen Stopp der Impfungen empfohlen.

„Die Nebenwirkungen müssen sehr ernst genommen werden, aber erstens sind sie extrem selten und zweitens können sie behandelt werden. Wichtig ist, dass Personen die Anzeichen für Nebenwirkungen, zum Beispiel starke Kopfschmerzen nach dem vierten Tag oder auffällige Blutungen haben, sich sofort beim Arzt oder sogar im Krankenhaus vorstellen. Insgesamt ist die Gefahr durch Covid-19 ist auf jeden Fall größer als die Gefahr von Impfnebenwirkungen“, so Liese.

Laut dem Arzt und Europaabgeordnete zeige der Vorfall, dass eine ordnungsgemäße Überwachung von Arzneimitteln und Impfstoffen nach dem Inverkehrbringen (Pharmakovigilanz) in diesem Fall noch dringender ist als normal. Hinter den Nebenwirkungen vermutet Liese die Impfstoffart. „Die Nebenwirkungen scheinen mit dem Prinzip des Vektorimpfstoffs zusammen zu hängen, da sie sowohl bei AstraZeneca als auch bei Johnson & Johnson gefunden werden, wenn man sorgfältig hinschaut. Das ist ein weiteres Argument dafür, den russischen Impfstoff Sputnik V nicht mit einer Notfallzulassung auf den Markt zu bringen, sondern ihn sorgfältig zu prüfen. Die Europäische Arzneimittelagentur schaut sich die Originaldaten an und guckt hinter die Kulissen und nur, wenn sie grünes Licht gibt, kommt eine Impfung mit Sputnik in Deutschland oder der EU überhaupt in Frage.“, so Liese.

Durch eine zeitnahe Verimpfung des Johnson & Johnson Impfstoffes, bei dem für den vollen Schutz im Gegensatz zu den anderen zugelassenen Impfstoffen nur eine Dosis notwendig ist, rechnet Liese mit einer weiteren Steigerung der Impfgeschwindigkeit. Nach der Bewertung der EMA werden sich in Deutschland auch die Experten der Ständigen Impfkommission über die Daten beugen. Möglicherweise wird, wie bei dem Impfstoff von AstraZeneca empfohlen, bestimmte Bevölkerungsgruppen zunächst nicht mit Johnson & Johnson zu impfen. In einigen Bundesländern wurde der Impfstoff von AstraZeneca in den letzten Wochen bei denen Personengruppen für die er empfohlen wurde, im großen Stil unkompliziert verimpft. „Dies könnte auch die Impfung mit Johnson & Johnson sehr beschleunigen. Nach der heutigen Entscheidung der EMA bin ich sehr optimistisch das es gelingt, in Deutschland und Europa im Sommer so viele Menschen zu impfen, dass Gemeinschaftsimmunität (von manchen auch Herdenimmunität genannt) entsteht. Wenn sich genügend Menschen impfen lassen, wird das Virus irgendwann keine Chance mehr haben.

In den nächsten Wochen wird nicht mehr die Impfstoffknappheit im Vordergrund stehen, sondern die Frage ob der Impfstoff effizient verimpft wird und ob sich genügend Menschen impfen lassen. Wenn das gut gelingt, wird Corona schon in wenigen Monaten seinen Schrecken verlieren. Gerade deshalb ist es wichtig jetzt noch einmal vorsichtig zu sein und sich an die Maßnahmen zu halten, denn wenn jemand kurz vor der Impfung und kurz vor dem Ende der Pandemie an Covid-19 verstirbt ist es ja besonders tragisch“, so Liese.