Außer Impfung von Risikopersonen keine Maßnahmen notwendig / Angepasster Impfstoff von der Europäischen Kommission zugelassen / Linker Arm Grippe, rechter Arm Corona oder umgekehrt / Gelbes Impfheft der Weltgesundheitsorganisation wird nach europäischen Datenschutzstandards digitalisiert


„Ich rate dringend dazu, wegen der leicht ansteigenden Zahlen von Corona nicht in Panik zu verfallen. Auch die neue Variante XBB ist eine Unterform von Omikron und wir wissen mittlerweile sehr gut, dass Omikron sich zwar sehr stark verbreitet und auch den Immunschutz umgehen kann, aber bei den meisten Menschen nicht zu schweren Verläufen führt. Ärztliche Kolleginnen und Kollegen, die Corona-Patienten betreuen, beschreiben, dass sie das typische Bild einer schweren Lungenentzündung nach Corona bei Omikron fast nicht mehr sehen, insbesondere nicht bei jungen und sonst gesunden Menschen.

So richtig es war, in den ersten Jahren Kontakte einzuschränken, so falsch wäre es, dies jetzt zu tun. Dringend zu empfehlen ist allerdings die Impfung mit dem am Freitag zugelassenen angepassten Impfstoff, insbesondere für Risikopersonen, das heißt Menschen, die über 60 sind oder an Vorerkrankungen leiden. Unter 60-Jährige sollten dies individuell mit dem Hausarzt besprechen. Wer sich krank fühlt, sollte natürlich zu Hause bleiben, das ist aber unabhängig von der Frage, ob es sich um Corona oder einen anderen Erreger handelt. Wir müssen aufpassen, dass wir vor lauter Panik vor Corona nicht die anderen ebenfalls relevanten Infektionskrankheiten aus dem Auge verlieren.

Bei Kindern ist das vor allen Dingen das RS-Virus, bei Erwachsenen vor allen Dingen die Grippe. Es ist möglich, die Corona Impfung gleichzeitig mit der Grippeschutzimpfung, die von den Fachgremien ebenfalls für die gleichen Personen empfohlen wird, durchzuführen. Das heißt: linker Arm Corona, rechter Arm Grippe oder umgekehrt. Über den Schutz von Risikopersonen sollten Gesundheitseinrichtungen eigenständig entscheiden. Auch in Krankenhäusern gibt es unterschiedliche Abteilungen und deshalb ein unterschiedlich großes Risiko“, so der Arzt.

Liese begrüßte, dass die Weltgesundheitsorganisation an der Digitalisierung des gelben Impfheftes nach europäischen Datenschutzstandards arbeitet: „Das Covidzertifikat der Europäischen Union wurde weltweit milliardenfach benutzt. Vielen wurde die Bewegungsfreiheit dadurch erleichtert, im Moment halte ich es für völlig unangebracht, irgendwelche Zugangsbeschränkungen aufgrund von Impfung nicht oder nicht Impfung durchzuführen, aber wir wissen leider nicht, was die Zukunft bringt und wir sollten auf die nächste Pandemie besser vorbereitet sein als auf die COVID-Pandemie“, so Liese.


In einem Brief an den gesundheitspolitischen Sprecher der größten Fraktion im Europäischen Parlament (EVP-Christdemokraten) haben die beiden zuständigen Kommissare Stella Kyriakides (Gesundheit) und Didier Reynders (Recht) bestätigt, dass die Europäische Kommission intensiv mit der WHO zusammenarbeitet und die WHO an einem digitalen Impfpass auf der Basis der europäischen Datenschutzregeln arbeitet. „Dies ist ein Zeichen dafür, dass der sogenannte Brüssel-Effekt immer noch funktioniert, wenn wir in Europa gute Gesetze machen, sind sie auch einen Standard für die Welt“, kräftigte Liese.