EU-Staaten müssen gemeinsame Empfehlungen für Reisen in betroffene Regionen geben und Impfempfehlungen gemeinsam weiterentwickeln


Meilenweit von Corona-Szenario entfernt / Insbesondere die Zahl der Todesfälle bei Kindern in Afrika besorgniserregend / Solidarität mit betroffenen Ländern


„Die EU-Staaten sollten eine koordinierte Antwort auf den Ausbruch der neuen Variante Klade Ib des Mpox-Virus in Afrika und anderen Teilen der Welt geben“, dies erklärte der gesundheitspolitische Sprecher der größten Fraktion im Europäischen Parlament (EVP-Christdemokraten), Dr. Peter Liese, im Vorfeld einer Diskussion des Ausschusses für Umwelt, Gesundheit und Lebensmittelsicherheit im Europäischen Parlament am Mittwoch.

Auf Anregung der EVP Fraktion werden die Europäische Kommission, die Einheit zur Beschaffung von Impfstoffen (HERA), sowie die Europäische Arzneimittelagentur (EMA) und das Europäische Gesundheitsamt „ECDC“ den Abgeordneten Rede und Antwort stehen. Die Sitzung findet am Mittwochvormittag gegen 09.30 Uhr statt. „Obwohl mittlerweile zwei Europäer1 betroffen sind, sollten wir alle ruhig bleiben und nicht übertrieben reagieren. Es gibt keinerlei Anhaltspunkte dafür, dass Mpox in Europa auch nur annähernd so viele Menschen betreffen wird und so viele Todesfälle verursachen wird wie Corona. Die hygienischen Bedingungen in Europa sind viel besser als in der betroffenen Region Afrika, sodass das Infektionsrisiko weitaus geringer ist. Außerdem spielt die medizinische Versorgung offenbar eine extrem hohe Rolle bei der Frage, ob ein betroffener Patient überlebt. In einer Zulassungsstudie für ein relevantes Medikament wurde festgestellt, dass selbstverständlich die Überlebensrate durch die Therapie drastisch steigt. Aber auch die Probanden, die ein Placebo erhielten, überleben deutlich häufiger, nur deshalb, weil sie durch den Einschluss in die klinische Prüfung medizinisch ordentlich behandelt wurden2“, so Liese.



„Trotzdem müssen wir vorbereitet sein. Während die Europäische Kommission über HERA und den Mechanismus rescEU sowie über gemeinsame Ausschreibungen bereits Impfstoff besorgt hat, gibt es bei den anderen Fragen noch Handlungsbedarf. Leider sind die Mitgliedstaaten so oft sehr zögerlich, Dinge rechtzeitig gemeinsam zu besprechen. Schweden hat, nachdem ein Infizierter festgestellt wurde, bereits Empfehlungen für Reisen in die Region abgegeben, andere Mitgliedstaaten aber noch nicht. Insbesondere im dicht besiedelten Mitteleuropa reisen die Menschen, naturgemäß nicht nur von einem Flughafen in ihrem eigenen Mitgliedsstaat nach Afrika. Deshalb sind gemeinsame Empfehlungen sinnvoll. Gleichzeitig müssen die Impfempfehlungen auch gemeinsam weiterentwickelt werden. Bisher gibt es nur Empfehlungen für die Impfung aus dem Jahr 2022. Seitdem hat sich das Virus allerdings verändert, und auch die Risikogruppen haben sich erweitert. Insbesondere die hohe Zahl von Kindern, die in der Demokratischen Republik Kongo und in den afrikanischen Nachbarstaaten durch das Virus gestorben sind, müssen uns beunruhigen“, so der Arzt und Europaabgeordnete.

„Ich begrüße sehr, dass die Europäische Union schon vor einigen Wochen beschlossen hat, Impfstoffe für die betroffenen Menschen in Afrika zur Verfügung zu stellen. Dies ist eine Maßnahme, die auch hilft, die Gesundheit der Europäer zu schützen, da wir von Experten durch gezielte Impfungen den Ausbruch in Afrika komplett stoppen können und damit das Risiko in Europa auf praktisch null reduzieren können. Es ist aber vor allen Dingen ein Gebot der Humanität und es ist wichtig, die betroffenen Länder nicht im Stich zu lassen. Wir müssen Solidarität leisten, weil wir die Solidarität dieser Länder in geopolitischen Fragen und ihre Rohstoffe in Zukunft brauchen werden“, erklärte Liese.


1 Ein Reiserückkehrer in Schweden und ein Europäer, der in Thailand nach einer Reise nach Afrika mit dem Virus diagnostiziert wurde.
2 https://www.nih.gov/news-events/news-releases/antiviral-tecovirimat-safe-did-not-improve-clade-i-mpox-resolution-democratic-republic-congo